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Deutschland muss bei der Elektromobilität Gas geben

In vier Schaufensterregionen, dabei auch Sachen, werden 90 Verbundprojekte mit 334 Teilvorhaben durch die Bundesregierung sowie weitere Projekte durch Landesregierungen unterstützt, um die Elektromobilität voran zu treiben. „Für eine nachhaltige Mobilität mit dem Ziel eines Nullemissionsautos birgt die Elektrifizierung des Antriebsstranges enorme Chancen. Damit diese Technologie ihr Potenzial morgen und übermorgen voll entfalten kann, müssen heute die richtigen Weichen gestellt werden“, sagte Dr. Ulrich Eichhorn, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie(VDA).

 

Mit einem Angebot von 22 elektrischen Serien-Modellen sind die deutschen Hersteller Leitanbieter, noch in diesem Jahr werden sieben weitere auf den Markt kommen. Allerdings sind trotz der großen Auswahl viele Kunden noch zurückhaltend. Der Anteil von Elektrofahrzeugen am Gesamtmarkt liegt derzeit bei 0,6 Prozent. Dazu Eichhorn:„Auf dem Weg zum Leitmarkt muss Deutschland mehr Gas geben, dazu braucht es rasch wirksame Impulse und ein Beschaffungsprogramm von Unternehmen und der öffentlichen Hand.“

 

Auch bei der Infrastruktur gebe es noch viel zu tun. „Wir fordern ein 10.000-Säulen-Programm, das zu 50 Prozent von der Wirtschaft und zu 50 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert wird. Ob auf dem Supermarktparkplatz, in der Tiefgarage oder vor der eigenen Haustür: jeder Autofahrer muss sein Fahrzeug überall rasch aufladen können“, so der VDA-Geschäftsführer. „Vor allem an Autobahnen und Verkehrsachsen sind mehr Schnellladesäulen nötig. Die kürzlich vom Bundesverkehrsminister an der A9 aufgestellten Schnellladesäulen sind dafür ein guter Anfang.“

 

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, betonte, dass die Bundesregierung ein „umfangreiches Maßnahmenpaket“geschnürt habe, um weitere Fortschritte bei Ladesäuleninfrastruktur, Ladedauer und Reichweite zu erreichen. Bomba sagte: „Dazu gehört es, Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr zu privilegieren, was wir mit dem jetzt in Kraft getretenen Elektromobilitätsgesetz ermöglichen. Dazu gehört, dass wir für die Förderung von Wasserstofftankstellen jährlich mehr Geld in die Hand nehmen als bisher und quer durch die Republik ein starkes Netz aufbauen. Dazu gehört bis 2017 rund 400 weitere Elektroladesäulen an Autobahnraststätten zu bringen. Und dazu gehört die Umrüstung von Fahrzeugflotten – hier müssen öffentliche Institutionen Vorreiter sein und als Treiber wirken für die Entstehung eines funktionierenden Gebrauchtwagenmarktes.“

 

Prof. Dr. Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademieder Technikwissenschaften und Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität, wies darauf hin, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen, damit der Markt für E-Fahrzeuge Fahrt aufnimmt: „Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland nur im Mittelfeld, entwickelt mit guten Verkaufszuwächsen im Vergleich zum Vorjahr aber hohe Dynamik“, so Kagermann. „Diese Dynamik kann genutzt werden – wenn wir zügig die nächsten Schritte einleiten. Für den weiteren Aufbau eines Elektromobilitätsmarkts ist die Markthochlaufphase von 2015 bis 2017 entscheidend. Eine Neuauflage des Regierungsprogramms Elektromobilität kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.“

 

Dr. Thomas Schlick, Partner Roland Berger Strategy Consultants GmbH, ging auf internationale und nationale Initiativen zur Elektromobilität ein. „Wir brauchen in Deutschland zur Etablierung der Elektromobilität einen umfassenden Aktionsplan, der die Fahrzeugkäufer von der Elektromobilität überzeugt. Dieser muss neben Nutzervorteilen und monetären Anreizen auch ein überzeugendes Konzept für die Ladeinfrastruktur beinhalten. Nur so kann Deutschland im internationalen Vergleich nicht nur Leitanbieter sondern auch Leitmarkt der Elektromobilität werden.“

 

Auch der Sprecher des Parlamentskreises Elektromobilität, Steffen Bilger, sieht Handlungsbedarf. „Elektromobilität ist für Deutschland insgesamt wichtig – für die Menschen hier, aber auch für Umwelt, Klima, Wirtschaft und unsere Zukunftsfähigkeit als Automobilstandort“,sagte Bilger. Deshalb sei es nationale Aufgabe, den Nationalen Entwicklungsplan mit der danach ins Leben gerufenen Nationalen Plattform zum Erfolg zu verhelfen. „Um schnell zu hohen Stückzahlen zu kommen sind Sonder-Abschreibungen und KfW-Programme mit oder ohne Tilgungszuschuss nach wie vorgeeignete Gestaltungsmöglichkeiten. Hier müssen wir weiterkommen“, forderte Bilger.