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Die neue Arroganz der Bewerber

Die Phase zwischen Schule und Beruf ist entscheidend. Jeder Schritt sollte wohl überlegt sein. Wer ist der beste Partner für den Start in das Berufsleben? Disy hat sich umgehört was Dresdner Ausbildungsbetriebe von ihren neuen Mitarbeitern erwarten.  

„Ich habe damals nach etwas gesucht, was ich mit Spaß mein ganzes Leben machen kann. Wer Fluglotse werden möchte, muss da eine Reihe von schwierigen Eignungstest durchlaufen. Wer ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hat, eine hohe Konzentrationsfähigkeit sowie über akustische und visuelle Merkfähigkeiten verfügt,  der hat jedoch gute Chancen  die Tests zu bestehen.“

(Laura Hansen, Fluglotsin, Deutsche Flugsicherung)   

„Soziales Auftreten, Neugierde und solide Umgangsformen sind uns wichtig. Diese Eigenschaften sowie ein enormer Lernwille, sind drei Mal wichtiger, als gute Noten. Bei einigen Praktikanten merkt man stark, dass die schulische Vermittlung von theoretischen und praktischem Wissen und die Verknüpfung von beiden, nur selten erfolgt.“

(Falk Sander, Ausbilder für Industriemechaniker Feingerätebau, IWF)   

Engagement, Lernbereitschaft und Kollegialität sind Eigenschaften, die einen in jeder Stelle seines Berufslebens weiterbringen. Wer am Anfang steht, darf keine Scheu haben sich zu bewerben, auch wenn in der Anzeige Anforderungen genannt sind, die man nicht hat.“

(Annett Messerschmidt, Personalreferentin Werk Nünchritz, Wacker AG)

„Wer früh anfängt sich zu informieren über die möglichen Ausbildungsplätze und versucht Kontakte zu knüpfen, der erspart sich böse Überraschungen. Einige Jugendlichen beginnen einfach zu spät sich zu kümmern und am Ende sind die Bewerbungsfristen für ihre Traumstelle vorbei. Viele sind auch nicht bereit einen längeren Arbeitsweg in Kauf zu nehmen. Aber die  Zeit des Berufseinstiegs, ist die Zeit, in der  man seine Komfort-Zone verlassen muss.“  

(Susann Suchfort, Referentin Ausbildung, SachsenMilch)   

„Viele Berufsanfänger haben eine falsche Vorstellung von ihrer Ausbildung. Wenn diese sich dann nicht mit der Realität deckt, kommt bei vielen Frust auf. Viele Kinder lassen sich auch von den Vorstellungen ihrer Eltern zu einem Beruf hinreißen, der nicht mit ihren eigenen übereinstimmt. Dabei ist es so wichtig, dass Eltern die Interessen der Kinder verfolgen und nicht ihre eigenen Wünsche.“

(Jessica Michler,    Ausbildungsleiterin, Torpedo Gruppe)   

„Es gibt viele Möglichkeiten sich heute auszuprobieren und sich Netzwerke aufzubauen. Ob Student oder Schüler, wer sich ein Netzwerk aufbaut ist im Vorteil und erlangt mit jedem neuen Kontakt Klarheit darüber was man machen möchte als späteren Beruf. Das Wissen darüber, was man will, erleichtert einem auch den Einstieg in das Bewerbungsgespräch. Wer weiß, was er will, der informiert sich konkreter.“

(Nico Herzberg, Ausbildungsleiter, SAP)

„Wer bei uns anfangen möchte, sollte Interesse daran haben, etwas händisch zu bauen und auch darauf stolz sein können, zu  sehen was er mit erschaffen  hat. Teamgeist ist dabei mit die entscheidende Eigenschaft, die ein Berufseinsteiger bei uns haben muss. Leider haben viele Jugendlichen viel zu unpräzise Berufsbilder vor Augen, da auch die Titel sich ständig ändern. Oftmals heißt der Wunsch dann, irgendwas mit Autos, Medien oder Technik machen zu wollen.“

(Jan Petzold, Betriebsrat, STRABAG)

„Immer wieder ist ein erheblicher Mangel an der Allgemeinbildung junger Berufseinsteiger zu beobachten. Es fehlt an Zusammenhänge in Geschichte oder Mathe. Das Auswendiglernen ist immer noch die Regel. Der Wille, zu lernen ist dabei entscheidend. Wer Interesse zeigt und bereit ist sich zu engagieren, wird immer Erfolg im Beruf haben.“

(Christina Sylvester, Lehrerin Fachoberschule & Berufsfachschule, Euro Akademie)

„In der Medienbranche kommt man als Berufseinsteiger nicht um das Praktikum herum. Es ist unfassbar wichtig für die berufliche Orientierung und dabei verliert man auch keine Zeit, wie einige Eltern immer  noch meinen. Das einzige Problem ist bei jungen Leuten ihre Ungeduld. Viele wollen zu schnell zu viel und dabei keine Verantwortung übernehmen.“

(Julian Mengler, Moderator, ENERGY Sachsen)

„Wer heute zwischen Ende der Schulzeit und Übergang in den Beruf steht, hat die Qual der Wahl. Ich bin überzeugt, dass eine solide Ausbildung in einem Handwerk immer noch die beste Basis für den Start in das Berufsleben ist. Studieren kann man danach immer noch. Die praktischen Erfahrungen, die Disziplin die auch unsere Auszubildenden lernen, sind Kenntnisse für das gesamte Leben.“  (Kordula Hieronymus, Ausbildungsleiterin, Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH)   

„Junge Leute müssen flexibel, kom munikativ, teamfähig und menschenfreundlich sein, wenn sie bei uns anfangen wollen. Wir sind immer im zweier Team unterwegs und oft kommen gefährliche oder unvorhersehbare Situationen auf. Da muss man sich einfach auf seinen Partner verlassen können.“  

(Johann Pechthold, Mitarbeiter in der Stabstelle Kommunikation, Zoll)

„Wir vermitteln unseren Studenten jeden Bereich der Hotellerie von der Pike auf. Dazu haben sie einen umfangreichen Stundenplan für jedes Semester. Dabei schwindet bei dem einen oder anderen schon die Konzentrationsstärke zum Ende des Semesters. Aber wer sich auf den Job im Hotel gut vorbereiten will, der sollte Interesse an Sprache und Reisen mitbringen, aber auch Begeisterung dafür, den eigenen Horizont zu erweitern. Das erwarten wir von unseren Studenten.“

(Mira Höfler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Hotel Akademie Dresden)

„Leider haben noch viele Junge Leute eine falsche Einstellung zu ihrer Ausbildungsstelle. Anstatt dankbar zu sein und motiviert und engagiert sich zu beteiligen, brechen  viele nach kurzer Zeit ihre Ausbildung ab. Ich hoffe, dass sich das ändert und  den Jugendlicher bewusster wird, welches Glück sie haben eine Lehrstelle zu haben.“

(Mayda Benitez, Ausbildungsbeauftragte, Hauptvogel unitrans)

„Wer das Modell bauen als Hobby hat und gut ist in Mathe und Physik, der erfüllt schon mal zwei gute Voraussetzungen für die Uhrmacherschule. Hinzukommen technisches Vorstellungsvermögen und eine gute Feinmotorik und viel Geduld. Bei unseren Auszubildenden beobachten wir, dass sie wenig Ausdauer für langatmige Aufgaben haben. Aber das lernen sie bei uns.“

(Gunnar Müller, Ausbildungsleiter, Glashütte Original)

„Wer in der Pflege Fuß fassen will, muss sich vor her   die Frage stellen: Kann und Will ich das? Denn es erfordert körperliche und psychische Belastbarkeit für diesen Beruf. Unsere Auszubildenden sind oft sehr jung, wenn sie von der Schule zu uns kommen und da fehlt es an manchen Stellen noch an der nötigen Lebenserfahrung.“

(Christiane Riemer, Mitarbeiterin Personalabteilung, Klinik am Tharandter Wald)

„Eine intensive Auseinandersetzung mit Berufsbildern ist entscheidend und steht ganz am Anfang. In der Jugend stelle ich eine abnehmende Flexibilität fest. Der Wunsch am Abend zu Hause zu sein und nicht die ganze Woche auf Montage, ist stärker, trotz monetären Anreizen.“

(Sandra Sarfert, Personalleiterin, Rhomberg Sera)

„Ich stelle immer öfter fest, dass junge Leute ihre Kenntnisse und Fähigkeiten als besser präsentieren, als sie es in Wahrheit sind. Wenn man sich als Excel-Experte ausgibt und am Ende nicht einmal weiß, wie das Programm gestartet wird, spricht das eher gegen einen Bewerber.“

(Nadine Borges, Recruiterin, accenture)

„Nach wie vor spielen Praktika für einen Berufseinsteiger eine entscheidende Rolle. Man sollte nicht nur die Schulpraktika nutzen, sondern auch in den Ferien freiwillige Praktika suchen und absolvieren. Dabei gilt es den Erwachsenen Löcher in den Bauch zu fragen. Sowieso sollten Bewerber für die Zahntechnik über ein gutes Auftreten verfügen, da sie das Labor später gegenüber Ärzten und Patienten repräsentieren.“

(Petra Schöne, Zahntechnikerin, Lorenzdental)

„Es ist wichtig zu erkennen, was die Stärken unserer Bewerber sind und ihn in seiner Entwicklung zu unterstützen. Das eigene Hobby zum Beruf zu machen ist das große Thema für viele. Dann gibt es auch nicht mehr diesen harten Cut zwischen Privat und Beruf.“  

(Anja Kürbis, Teamleiterin Personalentwicklung Volkswagen Zentrum Dresden)

„Wir bringen unseren neuen Franchise- Partnern alles bei, was sie wissen müssen. Oftmals sind sie Quereinsteiger, die den Mut gefasst haben sich selbstständig zu machen. Das Einzige, was sie mitbringen müssen, ist Durchhaltevermögen, Sinn für Unternehmertum und  den Mut eigene Entscheidungen zu treffen. Personalführung und der gleichen, lernen sie an unserer Akademie.“

(Dr. Patrick Bartsch, Backwerk)

„Heute gibt es ein großes Angebot für Berufsanfänger, daher ist es umso wichtiger sich ein genaues Bild zu machen, was man machen will. Bei uns sind nicht gute Noten in Mathe wichtig, sondern Sozialkompetenz und Kundenfreundlichkeit.“  

(Thomas Spannaus, Schwerarbeiter IT-/Finanzen, Finanzamt Dresden)   

„Man braucht Begeisterung für das Fach und im Vorfeld des Elektrotechnik- Studiums sollten sich die Schüler genau darüber informieren, was es heißt zu studieren. Dass es anstrengend sein kann und viel Disziplin erfordert. Aber sich auch bewusst machen, mit welchem  Studium sie ihr berufliches Ziel  erreichen können und mit welchem nicht.“

(Prof. Dr. Gudrun Flach, Fakultät Elektrotechnik, HTW Dresden)   

„Der Beruf des Uhrmachers ist sehr anspruchsvoll und fordert junge Leute komplexe   Zusammenhänge zu verstehen und ihr nötiges handwerkliches Geschick mit einzubringen. Ein natürliches Talent und Liebe zum Detail ist auch wichtig. Auch bei den Bewerbungsunterlagen. Da beobachten wir immer öfter, dass  Zeugnisse fehlen oder die Anschreiben viele Rechtschhreibfehler aufweisen.“

(Susann Richter, Teamlead HR Business Partner Manufacture, Lange Uhren GmbH)   

„Das Netzwerken ist vor allem für Berufseinsteiger enorm wichtig. Deswegen sollte man jede Möglichkeit nutzen um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ob bei Messen oder im Praktikum. Im Umgang mit Menschen kann man nie auslernen.“

(Gregor Mix, MLP, Leiter Recruiting Nord/ Ost)

„Als Medizinischer Fachangestellter sind Einfühlungsvermögen entscheidend und keine Furcht vor dem Patienten zu haben. Das bringen unsere Bewerber stets mit. Allerdings mangelt es in der Rechtschreibung, Pünktlichkeit und bei dem Einen oder Anderen an der Höflichkeit.“  (Lydia Seehöfer, Sachbearbeiterin Referat Medizinische Fachangestellte, Sächsische Ärztekammer)   

„Wir suchen nach offenen Charakteren. Leute, die Spaß am Job und den Umgang mit Menschen haben. Es geht darum den Kunden, die noch nicht wissen, was sie alles benötigen zu beraten und herauszufinden, was  er will. Am Ende müssen Mitarbeiter und Kunde zufrieden sein. Jungen Menschen fehlt es da manchmal an dem sich durchbeißen wollen. Denn am Ende geht es bei uns um den Verkauf und die Zufriedenheit beider Seiten.“

(Yvonne Schätzer, Stellv. Marktleiterin, Obi Radebeul)