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DRESDEN-concept: Erfolg durch Vernetzung

Dresdner Wissenschaftler streben vereint zu den vorderen Plätzen internationaler Forschung 

 

Professor Hans Müller-Steinhagen ist Rektor der Technischen Universität Dresden. Als Vorsitzender des Vorstands von DRESDEN-concept e.V. gibt er Auskunft über Idee und Zweck dieses Netzwerks, in das auch medizinische Forschung eingebunden ist. 

 

Welche Personen an leitender Stelle sind von den medizinischen Institutionen im Dresden Concept vertreten?
Müller-Steinhagen
: In DRESDEN-concept sind folgende Einrichtungen mit Medizinbezug vertreten: Die TU Dresden mit ihrer Medizinischen Fakultät, CRTD, Biotec und ZIK-B-Cube, das Universitätsklinikum, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MP-CBG) und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). 

Die Direktoren der genannten Einrichtungen sowie die Universitätsleitung der TUD sind Mitglied in DRESDEN-Board, dem wissenschaftlichen Strategieteam von DRESDEN-concept. Weitere Führungskräfte arbeiten im AIC (Administration & Infrastructure Committee) von DRESDEN-concept. Der Kanzler der TUD, Dr. Andreas Handschuh und der Direktor des MPI-CBG, Prof. Wieland Huttner gehören dem Vorstand von DRESDEN-concept an und ich selbst bin als Rektor der TUD Vorstandsvorsitzender. 

 

Welche interdisziplinären Austauschmöglichkeiten ergeben sich für die medizinischen Institutionen innerhalb von DRESDEN-concept?
Müller-Steinhagen
: Neben dem täglichen Austausch auf Arbeitsebene stimmen wir im Board und im AIC gemeinsam unsere Strategien und unser Vorgehen ab, um Dresden immer weiter als international renommierten Wissenschaftsstandort zu positionieren. Insbesondere die Medizintechnik ist heute nicht mehr ohne wesentliche Beiträge aus der Werkstofftechnik, der Informatik, der Elektrotechnik, der Physik und der Chemie denkbar. Das DRESDEN-Board bildet auch die Schnittstelle zu diesen Kompetenzfeldern, die in hervorragender Weise an der TU Dresden und verschiedenen außeruniversitären Forschungsinstituten in Dresden vorhanden sind. Als Beispiele für den effizienten Austausch möchte ich aber auch unser Technologieportal und den Dresden Science Calendar nennen. Das Technologieportal ist eine gemeinsame Struktur, die es erlaubt, Geräte und Infrastrukturen gemeinsam effizient zu nutzen, und so die Forschungskooperationen zu stärken. Moderne Forschung ist oft nur mit teuren Geräten möglich. Diese sollen bestmöglich ausgelastet werden, auch über die Grenzen des jeweiligen Instituts hinaus. Das Technologieportal ist ein Onlineportal, das verfügbare Forschungsgeräte, Dienstleistungen und Kompetenzen der 22 Partner in einer umfassenden Allianz bündelt, aufbereitet und damit allen Partner zugänglich macht. 

Im Dresden Science Calendar werden alle wissenschaftlichen Veranstaltungen im Raum Dresden auf einen Blick zugänglich gemacht, um die Zusammenarbeit fach- und institutsübergreifend zu unterstützen. 

Gerade für die medizinische Forschung ist es ein Glücksfall, dass sehr viele der Partner in der Dresdner Johannstadt auf dem Medizincampus auch räumlich dicht beieinander untergebracht sind. 

 

Inwieweit kann DRESDEN-concept die medizinische Forschung nutzen? 

Müller-Steinhagen: Jeder einzelne der DRESDEN-concept-Partner aus medizinischen Bereichen ist an sich schon sehr forschungs- stark. Durch die Vernetzung und den interdisziplinären Aus- tausch ist es aber gelungen, Forschungsthemen anzugehen und Lösungen zu finden, die über das rein medizinische Kompetenzportfolio hinausreichen und weltweit sichtbar zu werden. Denken wir nur an die in Dresden entwickelte Genom-Schere, mit der man das Erbgut von HI-Viren aus der DNA infizierter Menschen entfernen kann. Dresden ist darüber hinaus führend in der Krebsmedizin, der Diabetologie und in der Erforschung von neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa Parkinson. Nicht zu vergessen die Forschungen zu regenerativen Therapien. 

 

Wer hatte die Idee?
Müller-Steinhagen
: Zusammenarbeit in der Forschung gab es auch schon früher und ist insbesondere in der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung entstanden, als viele der heutigen Institute gegründet und die TU Dresden neu ausgerichtet wurde. Aber eben ohne strategische Abstimmungen und umfassende Netzwerke. In Vorbereitung der Bewerbung der TU Dresden im Rahmen der Exzellenzinitiative entstand dann die Idee, die schon vorhandenen Kooperationen in eine neue Qualität zu überführen und noch effizienter zu gestalten. Letztlich hat die Gründung von DRESDEN-concept entscheidend zum Erfolg der TU Dresden bei der Exzellenzinitiative beigetragen. Von den Gutachtern wurde diese Form einer Wissenschaftsallianz als einzigartig und zukunftsträchtig bewertet. Inzwischen umfasst DRESDEN-concept 22 Partner. 

 

Seit wann sind diese Institutionen dabei?
Müller-Steinhagen
: Gründungsmitglieder von DRESDEN-concept waren neben der TU Dresden die drei Dresdner Max-Planck Institute, vier Fraunhofer-Institute, zwei Mitglieder der Leibniz- Gemeinschaft, das HZDR, die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, das Universitätsklinikum, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Deutsche Hygiene-Museum. Im Laufe der Zeit kamen noch sieben weitere Institute hinzu, so dass DRESDEN-concept aktuell 22 Partner zählt.

 

Werden internationale Institutionen eingebunden? 

Müller-Steinhagen: Alle Partner in DRESDEN-concept sind (wie der Name schon sagt) Dresdner Institute, da die Intensität der persönlichen und infrastrukturellen Zusammenarbeit eben auch räumliche Nähe verlangt. Aber selbstverständlich ist jeder Partner gleichzeitig auch international aufgestellt, hat international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und kooperiert weltweit.

 

Auf welche Weise werden gemeinsame Entscheidungen getroffen?
Müller-Steinhagen
: Die Partner sind im DRESDEN-Board vertreten, in dem die Strategien besprochen und wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Dort fließen auch Informationen aus den vier institutionenübergreifenden wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, den Scientific Area Committees, und dem AIC ein. 

 

Konnten Sie schon Erfolge feststellen?
Müller-Steinhagen
: Ein großer Meilenstein – auch im Sinne einer Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind - war tatsächlich der Erfolg der TU Dresden in der Exzellenzinitiative. DRESDEN-concept ist ein Baustein unseres Zukunftskonzeptes, für das wir als eine der elf Exzellenzuniversitäten in Deutschland ausgezeichnet wurden. Darüber hinaus ist es uns gelungen, zahlreiche Spitzenwissenschaftlerinnen und –wissenschaftler und große Forschungsprojekte nach Dresden zu holen, was den einzelnen Institutionen alleine so nicht möglich gewesen wäre.

 

Was versprechen Sie sich von diesem Konzept für die Zukunft der TU Dresden?
Müller-Steinhagen
: Mein Wunsch ist es, DRESDEN-concept weiter mit Leben zu erfüllen. Es gibt deutschlandweit kaum eine Stadt, die eine so hohe Dichte an Forschungsinstituten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aufweist wie Dresden. Das ist ein Glücksfall, den wir nutzen müssen. Unsere aus meiner Sicht einmalige Allianz aus Wissenschafts- und Kultureinrichtungen bietet uns die hervorragende Chance, die TU Dresden aber auch den Wissenschaftsstandort Dresden international noch sichtbarer zu machen. Wir werden unsere wissenschaftlichen Erfolge ausbauen. Aber auch unsere Studierenden profitieren von der Zusammenarbeit, da sie schon frühzeitig in die Forschungskooperationen einbezogen werden können. Zahlreiche Forscherinnen und Forscher der außeruniversitären Einrichtungen beteiligen sich an der Lehre an der TU Dresden.