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Conchita Wurst: "Ich provoziere viele Fragen..."

Erstmals in Erscheinung trat Conchita Wurst, mit bürgerlichem Namen Tom Neuwirth, 2011. Der Sieg beim European Song Contest 2014 war für sie der große Durchbruch. Seitdem ist die Frau mit K dem Bart eine Ikone für Akzeptanz.

 

Kannten Sie Dresden vor Ihrem Besuch?

Conchita: Natürlich habe ich von der Oper und der berühmten Frauenkirche gehört. Und natürlich von der schönen Architektur. Ich bin immer sehr gespannt darauf, Plätze und Menschen kennen zu lernen, von denen ich vorher noch nicht viel wusste. Ich hoffe, mir bleibt ein wenig Zeit, um mir die Stadt anzuschauen.

 

Was sagen Sie zum aktuellen Image der Stadt?

Conchita: Jeder sollte sein Leben bunt gestalten. In die Welt zu schillern, ist in der momentanen Lage in Europa ein gutes Zeichen. Mir ist durchaus bewusst, dass es bei meiner Person eine 50:50 Chance gibt, dass man mich mag oder eben nicht. Ich provoziere viele Fragen.

 

Ist Toleranz ein wichtiges Thema für Sie?

Conchita: Es wurde zu einem wichtigen Thema für mich gemacht. Für mich wird der Begriff Toleranz überstrapaziert. Ich denke, jeder kann nachvollziehen, dass ich nicht toleriert, sondern akzeptiert werden möchte. Toleranz ist mir etwas zu wenig. Wenn man etwas akzeptiert, so wie es ist, dann muss man sich nicht mehr damit beschäftigen. Es geht um dem Menschen. Der Rest sind nur ein Paar Haare und Make-Up.

 

Ist Ihr Bart ein bewusstes Markenzeichen oder Ausdruck Ihrer Persönlichkeit? 

Conchita: Zuerst war er einfach nur ein Resultat meiner Faulheit. Ich hatte damals, mit ein bis zwei Gläsern zuviel, zugesagt, eine Burlesque-Show als Frau zu moderieren. Dann ist mir aber aufgefallen, dass ich mich dann ständig rasieren müsste. Ich habe beschlossen, nicht für den Rest meines Lebens auszusehen, als wäre ich zwölf Jahre alt. Deswegen wurde ich zu einer bärtigen Frau. Daraus wurde mit der Zeit mehr als ich erwartet habe. Durch die Reaktionen darauf wurde es zu einem Statement und zum Markenzeichen.

 

Welche Reaktionen löst der Bart bei den Menschen aus?

Conchita: Ich erfahre viel mehr Reaktionen und komme mit mehr Menschen ins Gespräch. Aber ich bin nach wie vor davon überfordert, dass es so vielen Menschen etwas ausmacht, das ich einen Bart habe. Ich versuche in den Dialog zu treten und den Menschen meine Über- zeugungen näher zu bringen. Es geht um den Menschen. Der Rest sind nur ein Paar Haare und Make-Up.

 

Sind Sie Opernfan?

Conchita: Ich muss mich als Laie outen. Ich bin nicht so sehr mit der Oper vertraut, wie ich es gern wäre. Ich habe aber definitiv eine Affinität. Ich mag diese großen Gesten, die großen Inszenierungen und die großen Melodien. Mir fehlt zwar das Fachwissen, aber ich bin immer unglaublich beeindruckt. Ich nehme auch klassischen Gesangsunterricht, denn die klassische Technik ist die Basis für alles, was man mit der Stimme machen kann. Das ist sehr schwierig. Seit dem ich das mache, habe noch größeren Respekt vor der Oper. Sie waren ja auch Gast beim letzten SemperOpernball in Dresden.

 

Wie war das?

Conchita: Ich finde die Atmosphäre wahnsinnig toll. Tanzen und feiern in schönen Locations ist in meiner Familie sehr etabliert. Ich verromantisiere Bälle seit ich denken kann: es gibt schöne Kleider, schöne Menschen und gute Musik. Man hat einen eleganten Abend. Bei meiner Vorliebe für Shows und Inszinierung lässt so ein Ball mein Herz höher schlagen.