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Bob Geldorf: Das Schaf im WOLFSPELZ

Bob Geldof, Dresden - Freund und weltverbesserer

 

Das Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hat, könnte antithetischer
nicht sein:
Einerseits hat es sich Bob Geldof zur Lebensaufgabe gemacht, die Situation der Armen und Schwachen in der Welt zu verbessern. Andererseits macht er immer wieder
durch provokante Kommentare und durch die Drogen-Exzesse seiner Familie auf sich aufmerksam. Aber wer ist Bob Geldof wirklich? Lesen Sie unser Disy-Portrait und finden Sie
es heraus!

 

Mir egal ob Du gehst
Mir egal ob Du es langsam angehst
Mir egal ob Du ja oder nein sagst
Alles voll egal

 

Er wurde in der „Republik des Schweigens“ geboren, so Bob Geldof über seine
Heimat Irland. Dieses Schweigen zu brechen, schien er jedoch schon immer
als seine Aufgabe zu sehen. Dabei nimmt er weder auf Konventionen noch auf
den Einfluss politischer und sozialer Machthaber Rücksicht.

Das Saubermann-Image, das man ihm aufgrund seines sozialen Engagements verlieh, ist ihm zuwider. Auf den Spitznamen „Saint Bob“, also Heiliger Bob, den man ihm Anfang der 90er-Jahre gab, reagiert er mit Ablehnung. Auch seine neuesten Äußerungen über die Vorzüge des Rockstar- Daseins muten als Provokation an: In einem Interview sagte der Musiker, dass das Beste an
seinem Beruf der Sex sei, zu dem sich die weiblichen Fans aufgrund seiner Berühmtheit gerne zur Verfügung stellten.

Bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt mit seiner damaligen Band
„The Boomtown Rats“ in den 70er-Jahren sagte Geldof einem Journalisten, dass er nur Musik mache, um „flachgelegt zu werden“, und machte die Gruppe damit über Nacht berühmt.

Aber es scheint, als ob der Ire sagen könne, was er will. Sein Ruf als Weltretter bleibt bestehen. Zu Recht. Schaut man sich seinen Werdegang an, fällt auf, dass er sich seit Langem „hauptberuflich“ dem Verbessern der Welt widmet. So war er auch diesen Sommer am Horn von Afrika, um die Aufmerksamkeit der Welt auf die Dürrekatastrophe zu lenken. Nach dem Tod seiner Ex-Frau Paula Yates durch eine Überdosis kämpfte er um das Sorgerecht für seine vier Töchter, gewann und kümmerte sich dann allein um die Mädchen.

Für das Großkonzert Live Aid, dessen Hauptorganisator er war, wurde er bereits zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Unvergesslich bleibt sein Ohrwurm „I Don‘t Like Mondays“ mit den Boomtown Rats über das Selbstverständnis einer Amokläuferin, das auch nach dreißig Jahren noch erschreckend aktuell ist.

Und Ohrwurmqualität hat auch sein gesamtes neues, gewohnt bissig getextetes Album, das nicht umsonst den Titel „How To Compose Popular Songs That Will Sell“ trägt. Wer erleben will, wie Geldof am Tag der Einheit Pub-Musik zur Bühnenreife bringt, muss ins Haus Auensee nach Leipzig fahren. Immer in seinem Gepäck: „Great Song Of Indifference“, entstanden kurz nach
der Wende in der offensichtlichen Vorahnung einer Abgeklärtheit, wie sie nur ein alter Mann und auch dann nur nach mehreren Whiskys durchleben kann, während er seiner verlorenen Jugend nachtrauert.

Das alles natürlich zu einpeitschenden Rhythmen. Auch ein Song für die allabendlichen Groupies, die „silly pretty little things“, darf natürlich nicht fehlen, die er nach dem Aufwachen auffordert, sich anzuziehen und zu gehen, um kurz danach im nächsten Lied verlassen mit seiner Einsamkeit zu hadern. Er ist schon authentisch, der Mann im besten Vorruhestandsalter, der auf
seinen Tourneen Riesensäle rockt. Das, was er tut, ist auf alle Fälle kein Theater der Nähe, es ist echt - jeden Abend wieder. Daran lassen die Aufzeichnungen in seinem YouTube-Kanal keinen Zweifel, auch an seiner Freude, wenn ihm in seinem Konzerten jemand ein zweites Mal begegnet.

Er agiert nicht im luftleeren Raum. Gibt er ein politisch ambitioniertes Interview, steht es sofort im Internet und wird kommentiert. Doch Bob Geldof ist ein Künstler, der sagt, was er denkt, der lebt und liebt und der geliebt wird – besonders von seinen Fans.