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62. Beitrag: "Ich bin ein VIP" (9. März)

 

Okay, ich oute mich. Ich bin ein VIP. Ich bin "sehr besonders" und "eine Person". Ich bin auf der "MS Amadea" genauso ein VIP, wie in meinem sonstigen Leben, auf Arbeit, im Urlaub, in meiner Wohnung, in meiner Badewanne...

Es ist meine feste Überzeugung, dass JEDER Mensch etwas Besonderes verdient hat. Damit meine ich nicht, das verwöhnte Kind reicher Eltern zu sein. Die werden es eher schwer im Leben haben, das Besondere wahrzunehmen. Aber: Jeder kämpft an seinem Platz, tut nach seinem Können oder Verstand oder Willen das ihm Mögliche und hat damit verdient, ein glückliches Leben zu leben. Jeder definiert dieses Glück anders. Aber jeder Mensch ist es wert, als etwas Besonderes behandelt zu werden. Also ist jeder ein VIP. Ich auch.

Doch diesen VIP-Status muss man selbst einfordern. Ohne Adelstitel und Promipapa geht das meiner Meinung nach nur durch harte Arbeit. Wenn einem das Besondere im Leben zusteht, sollte man versuchen, dafür zu kämpfen. Zu warten, dass etwas passiert, klappt nicht. Auch der Prinz kommt nicht vorbei und hat das Schloss mit Königreich im Gepäck. Es bringt auch nichts, dem Nachbarn seine Blumenbeete zu neiden, wenn man selbst zu faul ist, Unkraut zu jäten.

"Ich möchte für mich etwas Besonderes", habe ich mir immer gesagt und danach gehandelt. Mir ist nur ein einziges Leben vergönnt und das passiert jetzt. Also frage ich mich regelmäßig, was ich will - das herauszufinden ist der wichtigste Schritt zum Glücklichsein. Dann schaue ich, wie ich das schaffen kann. Man kann alles erreichen - außer Liebe, Zuneigung und Freundschaft. Die bekommt man, wenn man Glück hat, geschenkt.

Ich wollte meinem Kind ein glückliches Leben bieten und mein eigenes Glück nicht vergessen müssen. Zu meinem Glück gehören andere Länder, Reisen und das Meer. Also brauchte ich Geld. Um Geld zu bekommen, brauchte ich einen Job. Da ich allein mit einem Baby war, konnte ich nicht einfach so in einem Job arbeiten. Also machte ich mich selbstständig, baute zuerst eine kleine Sprachschule auf, dann meine erste eigene Zeitschrift und so kam eines zum anderen. Ich stillte und pflegte mein Kind tags, nahm es im Wagen mit zu Geschäftsterminen wenn es schlief und arbeitete nachts. Dann schrieb ich Konzepte, Seitenpläne, redigierte Arbeiten von Redakteuren, suchte Fotos aus, forderte Angebote von Druckereien an, schrieb selbst Angebote für Anzeigen und so weiter. Es waren drei Jahre harte Arbeit, bei der Freundschaften und andere soziale Kontakte auf der Strecke blieben. Aber die Firma wuchs und mein Kind machte mich glücklich. Als Louisa vier Jahre alt war, konnte ich sie auf unsere erste Weltreise mitnehmen. Wenigen Mütter ist eine so intensive, befriedigende und abwechslungsreiche Zeit mit ihren Kindern vergönnt. Wir hatten sie und sie wird uns immer bleiben. Danach gab es wieder zwei Jahre Arbeit und nun, ich bin 32 und sie ist sechs, sind wir auf unserer zweiten Weltreise.

Das ist ein Privileg? Auf jeden Fall. Ich bin ein VIP? Auf jeden Fall. Das kann kein anderer schaffen?

Natürlich kann das JEDER schaffen und deshalb sitze ich jeden Tag mehrere Stunden an meinem Laptop und versuche, euch genau das zu vermitteln.

Ich hatte nichts und mir hat niemand geholfen. Vielleicht seid ihr mir dabei schon in einem Punkt ein Stück voraus, vielleicht seid ihr genau da, wo ich war. Aber wenn ihr VIP sein wollt, dann los! Ihr wollt auf ein Kreuzfahrtschiff? Dann los! Ihr wollt eine Weltreise machen? Dann los!

Ihr wollt den Zahlmeister besuchen? Fragt ihn! Ihr wollt mit dem Premierminister reden? Sprecht ihn an! Ihr wollt Journalist oder Journalistin werden? Schickt mir einen Probetext!

Vielleicht sieht eure "persönliche Weltreise" aber auch ganz anders aus. Der eigene Bauernhof, von dem ihr immer geträumt habt oder eine Rolle im Theater. Schon mal die Liste der Immobilien-Auktionen angefordert oder bei einem Casting vorgesprochen?

Ihr wisst, was ich meine. Ich bin ein VIP, ihr seid es auch!

PS: Eigentlich wollte ich euch die verrückten Geschichten aus Yokohama erzählen, aber bei den Kommentaren... Yokohama kommt also morgen.

Anja Fließbach: Freitag, 9 März 2007, 18:05 Uhr