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17. Beitrag: "Barbecue in Paranaguá" (13. Januar)

"Was wollen wir heute machen?", fragte unsere Freundin Anke am Morgen, als die "MS Amadea" in Paranaguá in Südbrasilien angekommen war. "Wir gehen los und schauen, was passieren wird", war meine Antwort wie fast immer. Schon bei unserer letzten Reise war das so. Meistens staunte man am Abend, was für verrückte Dinge passiert waren und was man erlebt hatte. So auch dieses Mal.
Wir starteten recht spät. Die meisten anderen Passagiere waren schon unterwegs. Sie waren zu den berühmten Iguacu - Wasserfällen geflogen, jenen Wasserkaskaden, die im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay liegen. Obwohl die Brasilienfans an Bord sehr von der Attraktion geschwärmt hatten (bis zu 6500 Kubikmeter Wasser rauschen pro Sekunde von den 90m hohen Wasserfällen), hatten wir verzichtet. Ich fliege nicht gern. Schon heute überlege ich, ob ich die Flüge in Indien und China in Kauf nehmen soll, um das Taj Mahal und die Chinesische Mauer zu sehen.

Jedenfalls fuhren wir mit einem Shuttlebus vom Schiff für fünf Euro in das Zentrum nach Paranaguá. Es war ein malerischer Ort mit südländischem Flair, Cafés, Geschäften, einem Yachtclub und Bootsstegen. Zuerst wollten wir Louisas Oma in Deutschland anrufen und fragten einen Polizisten nach dem Weg zu einer Telefonstation. Statt uns diesen Weg zu erklären, führte er uns durch die Stadtviertel, pfiff an jeder Straße, damit die Autos warteten und uns hinüber ließen. Wir lachten, schließlich hatten wir nicht alle Tage eine persönliche Polizeieskorte.

Nach dem Telefonat schlenderten wir ziellos durch die Gegend und setzten uns in ein Café. Ein Mann vom Nebentisch half uns, den Sonnenschirm aufzustellen und wir kamen ins Gespräch.
Es war Luiz Fernando Mazzitelli, der Branch Manager vom Hafen, in dem unser Schiff lag. Er hatte uns und den anderen Passagieren sozusagen die Erlaubnis erteilt gehabt, an Land zu gehen und sah sich nun als Gastgeber. Er lud uns zu einem netten Gespräch ein, erzählte von Paranaguá, dem Hafen, der 1648 gegründet wurde und der bekannt wurde, als man in der Nähe Gold gefunden hatte. Auch in den letzten fünf Jahren, seitdem war er hier, hatte der Ort eine rasante Entwicklung genommen, lebten inzwischen 120.000 Menschen in Paranaguá und den angrenzenden Inseln. "So große Kreuzfahrtschiffe wie die Amadea müssten noch öfter kommen", erklärte Luiz Fernando. "Der Süden von Brasilien ist noch zu wenig beachtet. Alle besuchen Rio oder Recife. Dabei sind wir hier sehr gastfreundlich." Das bewies er, indem er telefonisch einen Freund anrief und uns zu einer Fahrt zum Strand einlud. Danach schickte er uns auf ein kleines Boot, dessen Besitzer ein einfacher Mann war, der mit seinem Sohn und ein paar anderen Brasilianern eine Fahrt um die Inseln unternah. Ziel und Höhepunkt des Ausfluges war die "MS Amadea" im Hafen. Die Südbrasilianer staunten und fotografierten uns mit dem großen Schiff. Louisa durfte mit dem Sohn des Besitzers zusammen das Schiff zurück steuern.
Luiz Fernando selbst hatte zwei Kinder von drei und sechs Jahren und sagte, er würde sich freuen, uns zu einem Barbecue in den Garten seines Hauses einzuladen. Gastfreundschaft auf brasilianisch.

Am Abend, als das Schiff den Hafen wieder verließ, tanzten die Passagiere bei einer Tropical Party an Deck. Steven, der Chef vom Showensemble hatte mit seinem Team den Poolbereich tropisch geschmückt, die Band Poseidon spielte flotte Titel, die Küche hatte ein tolles Früchtebuffet aufgebaut und so feierten die Gäste lange unterm Sternenzelt. Unsere Nacht ging sogar noch länger, denn nachdem Louisa im Bett verschwunden war, wir noch einige Zeit mit Freunden geschwatzt hatten, zog es Anke und mich auf Deck 10.
Der schönste Platz an Bord, ganz vorn, mit Blick auf die Spitze der "MS Amadea". Hier unterhielten wir uns, wie auf solchen Reisen üblich, lange über das Leben, die Liebe und das Universum an sich bis wir einen grandiosen Sonnenaufgang erleben durften. Das war es, was für mich das Schiffsleben so besonders machte: besondere Menschen, gute Gespräche, atemberaubende Natur, Emotionen und Erlebnisse, die man nicht planen oder erwarten konnte. Um sieben Uhr morgens gingen wir schlafen.

Autorin: Anja K. Fließbach
(Geschrieben am Samstag, dem 13. Januar 2007, 23:28 Uhr)

Kommentare zum 17. Beitrag

Das klingt so gut, was du da schreibst. Ich beneide dich sehr um alle diese Erfahrungen. Ich finde es ganz toll, dass du uns alle an deinen Erlebnissen teilhaben laesst. Es ist, als ob wir auch ein Stueck mitfahren koennten.

Kommentiert von: C. | Sonntag, 14 Januar 2007, 15:49 Uhr

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(Letzte Aktualisierung: 15.01.2007)